Von Elena Obreschkow
Aller guten Dinge sind drei – wobei in unserem Fall auch das nicht reicht
Der VSS hat in seiner 100-jährigen Geschichte gleich dreimal mit einer eidgenössischen Volksinitiative versucht, das Stipendienwesen der Schweiz zu harmonisieren und zu stärken. Zur Abstimmung kam es indes nur einmal. Und diese Abstimmung liegt zum Zeitpunkt des Jubiläums ziemlich exakt 5 Jahre zurück: Die Bevölkerung war am 14. Juni 2015 aufgerufen, an der Urne für die Stärkung des Bildungswesens einzustehen und das Stipendienwesen interkantonal zu vereinheitlichen und auszubauen. Mit einer kaum nennenswerten Stimmbeteiligung wurde die Vorlage deutlich abgeschmettert. Schade. Eine verpasste Chance, wäre es doch endlich möglich gewesen, die kantonalen und nationalen Behörden in die Pflicht zu nehmen, der ewig gepredigten Gleichstellung im Bildungszugang einen Schritt näher zu kommen.
Eine Rückschau
Als verhältnismässig kleiner Verband – trotz der Menge an vertretenen Studierenden – eine Initiative zustande zu kriegen, ist nicht selbstverständlich. Und ganz einfach war es auch nicht. Unterschriftensammeln braucht Kraft und Zeit; eine Kampagne zu finanzieren braucht Mittel und Kreativität; Sichtbarkeit zu schaffen braucht Ideen, Kanäle und etwas Glück.
Schliesslich braucht es Zusammenhalt. Und dies, obwohl Meinungen über Auftritt, Mobilisierung, Finanzierung, Partnerschaften und Problemlösungsstrategien auseinanderklaffen können.
Und es braucht Mut, den Stein ins Rollen zu bringen, und Geduld, bis am Ende durchzuhalten.
All dies hat der VSS mit seiner letzten Initiative bewiesen.
Ein Fazit
Auch wenn das Ziel, die Initiative zu gewinnen, weit verfehlt blieb, so hat der VSS mit seiner Strategie doch gehörig viel erreicht. Mit dem aufgebauten Druck auf die Kantone und auf den Bund wurde ein indirekter Gegenvorschlag erzielt, welcher mindestens gewisse Standards setzt, damit die Kantone weiterhin finanzielle Mittel für ihre Stipendienvergabe vom Bund beziehen können.
Und lehrreich war die Zeit allemal: Für den Verband, sein Netzwerk, seine Angestellten und Freiwilligen und nicht zuletzt für die vielen aktiven Studierenden in jener Zeit.
Ein Ausblick
Das Erzielte wird nicht ausreichen. Das war bereits 2015 klar. Und wird in einigen Jahren weitere – vielleicht gleichartige, vielleicht andersartige – Bemühungen und Aktivitäten des VSS notwendig machen. Die Generationen von Studierenden werden heute und künftig an der Forderung – und ganz nebenbei am allgemeinen, gesellschaftlichen Interesse – festhalten, dass tertiäre Ausbildungen kein ökonomisches Privileg, sondern ein grundsätzliches, verfassungsmässiges Recht darstellen.
Vergessen wir also nicht, die politischen Forderungen der Studierenden in Zukunft zu unterstützen, wenn wir die Gelegenheit dazu kriegen.
Link:
VSS (Hrsg.): Die Schweiz und ihr(e) Stipendienwesen. Analyse, Kritik und Perspektiven aus Sicht der Studierenden. A propos Verlag, Boll 2013: https://saeculum-vssunesusu.ch/wp-content/uploads/sites/4/2013/02/2013–02-14_d_Publikation-Stipendien.pdf
Elena Obreschkow war im VSS 2001–2004 als Mitglied der Kommission für Internationales und Solidaritätsarbeit (CIS) aktiv. Danach blieb sie dem Verband in verschiedenen Funktionen über die Jahre treu, zuletzt von 2010 bis 2011 im Kampagnenteam der Stipendieninitiative und von 2012–2013 als Generalsekretärin.