Am. 19. Juni 1920 wird der VSS als Verband der schweizerischen Studentenschaften in Zürich gegründet. Gründungsmitglieder sind die Studierendenschaften der ETHZ, der Handels-Hochschule St. Gallen, der Universitäten Neuenburg und Zürich sowie die Federazione Gioliardica Ticinese, die Vertretung der italienischsprachigen Studierenden. Die Studierendenschaft der Universität Basel ist an der Gründungsversammlung ebenfalls vertreten, wird aber erst 1923 VSS-Mitglied. Gründungspräsident ist Hermann Fietz, das Vizepräsidium besteht aus Marguerite Roséda und Achille Fumagalli. | |
Der VSS nimmt 1921 zum ersten Mal am Jahreskongress der Confédération internationale des étudiants (CIE) teil. Kurz darauf wird er als Mitglied in die CIE aufgenommen. Die 1919 von der französischen Studierendenschaft ins Leben gerufene Organisation liess zu Beginn nur Studierendenschaften aus den Entente-Staaten zu, erst 1921 auch solche aus neutralen Staaten. |
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Am 1. Oktober 1922 öffnet das Sanatorium für tuberkulosekranke Hochschulangehörige in Leysin (VD). Das Sanatorium wird durch eine Stiftung geführt. Das Sanatorium selbst ist bis 1961 in Betrieb, dann wird es aufgelöst, weil nur noch drei Patient*innen behandelt werden. Die betreibende Stiftung besteht aber auch danach: Ab 1961 verwaltet sie einfach ihr Vermögen und gibt den Ertrag zugunsten tuberkulosekranker Hochschulangehöriger aus. Der VSS ist als Mitbegründer im Stiftungsrat vertreten, bis sich 2018 auch die Stiftung auflöst. |
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Der VSS unternimmt seine erste Studienreise; sie führt nach Frankreich. Neben Treffen mit Vertrern der Pariser Studierendenschaft (Association générale des Etudiants de Paris) und dem Besuch der touristischen Sehenswürdigkeiten der französischen Hauptstadt, besichtigen die Schweizer Studierenden auch die kriegsversehrten Gebiete Ostfrankreichs. In den folgenden Jahren macht der VSS weitere Reisen in diverse andere Länder, wobei diese bald offen als touristisches Angebot – günstige Ferienreisen für Schweizer Studierende – beworben werden. Aus den Sektionen: Die Jus-Studentin Helene Siegfried ist Vizepräsidentin der Studentenschaft der Universität Zürich. Die SUZ übernimmt damit eine Pionierrolle: An der Universität Bern wird die erste Frau* 1940 in den SUB-Vorstand gewählt, in der HSG-Studierendenschaft gar erst 1964. |
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Der VSS versucht, das wissenschaftliche Hochschulkino zu fördern, was sich aber als schwierig herausstellt. |
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Die Studierendenschaft der Universität Bern (SUB) gründet sich und tritt sofort dem VSS bei. Die öffentlichrechtliche Vereinigung mit obligatorischer Mitgliedschaft ersetzt den privatrechtlichen Verband der Bernischen Studentenschaft (VSS-Mitglied seit 1921), der nur einen Teil der Berner Studierenden vertreten hat. Die SUB gehört dem VSS seither ununterbrochen an. Ebenfalls 1925 tritt die im Vorjahr gegründete AGE Genf bei und wird somit die zweite welsche Studierendenorganisation im VSS. | |
Die Freiburger Studierendenorganisation Academia tritt dem VSS bei. Die katholisch-konservative Studierendenschaft kann ihre ursprünglichen Bedenken – der VSS sei freisinnig-protestantisch dominiert und habe sozialistische Tendenzen – überwinden. | |
Im Sommer 1927 gibt der VSS zusammen mit der Schweizerischen Zentralstelle für Hochschulwesen und der Nationalen Vereinigung Schweizerischer Hochschuldozenten die erste Ausgabe der Schweizerischen Hochschulzeitung heraus. Die Schweizerische Hochschulzeitung wird bis 1970 weitergeführt. |
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Der VSS schafft sein eigenes Sportamt. Bereits zu Beginn der 1920er-Jahre bekundet der VSS seine Unterstützung für die körperliche Ausbildung und sportliche Erziehung von Studierenden. Aus den Sektionen: Der VSETH feiert sein 50-jähriges Jubiläum. Mit Gründungsjahr 1878 ist der VSETH (ursprünglich Verein der Polytechniker) deutlich älter als die Universitätsstudierendenschaften. |
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Im Sommer 1929 organisiert der VSS zum fünften Mal Arbeitskolonien. In den 1925 erstmalig durchgeführten Arbeitskolonien leisten Studenten – und 1931 zum ersten Mal Studentinnen – freiwillige Einsätze in Schweizer Berggebieten. 1928 gründet der VSS schliesslich das Amt für Arbeitskolonien, das bis in die Mitte der 1950er-Jahre besteht. |
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Der VSS organisiert die II. Akademischen Welt-Winterspiele, die vom 4. bis 12. Januar 1930 in St. Moritz stattfinden. An den Wettkämpfen nehmen 300 (ausschliesslich männliche) Sportler aus 14 Nationen teil. 1935 organisiert der VSS ein weiteres Mal die Spiele in St. Moritz. |
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Der turnus universitaire, der Dachverband der Lausanner Verbindungen, wandelt sich im Frühjahr 1931 in eine Studierendenschaft (association générale des étudiants) um, die dem VSS sogleich beitritt. Somit vertritt der VSS sämtliche Studierende aller universitären Hochschulen der Schweiz. Aus den Sektionen: Um 1930 hatten viele Studierende rechtsextreme Sympathien. Die wichtigste faschistische Partei der Schweiz, die Nationale Front, wurde von Zürcher Studentenfunktionären gegründet. Unten stehend ein Foto der damals frontistischen SUZ-Zeitschrift Zürcher Student von 1931. |
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In der Zwischenkriegszeit stellt der VSS die C.I.E.-Karten aus, die internationalen Studierendenausweise, mit denen Studierende in allen C.I.E.-Mitgliedsländern dieselben Vergünstigungen erhalten wie die lokalen Studierenden. | |
Ab Mitte der 20-er Jahre führen Schweizer Studierendenschaften zahlreiche Geldsammlungen zugunsten eines Schweizerhauses in der Cité universitaire in Paris durch. 1933 kann schliesslich der Pavillon Suisse vom Architekten Le Corbusier eröffnet werden. Noch heute hat der VSS einen Sitz in der Auswahlkommission, welche die Bewerbungen um ein Zimmer im Pavillon Suisse prüft. | |
Der VSS verurteilt die Ermordung von Fritz Beck, Gründer des Münchner Studentenhauses und führende Persönlichkeit der Studentenhilfe Deutschlands, im Rahmen des Röhm-Putschs. Der VSS benennt dabei die nationalsozialistische Täterschaft nicht explizit, sondern drückt vielmehr dem «Reichsführer der Deutschen Studentenschaft» sein Beileid aus. Ebenfalls in Reaktion auf diese Ermordung beschliesst der VSS ein Teilnahmeverbot für deutsche Studierenden an den Arbeitskolonien, wogegen die Studentenschaft der Universität Zürich erfolglos protestiert. | |
In der Weltwirtschaftskrise geht erstmals die Angst vor «akademischer Arbeitslosigkeit» um. Die «Forderungen der studentischen Jugend», wie sie etwa auch in Sitzungen des Amts für Studentenhilfe des VSS diskutiert werden, muten aus heutiger Sicht teilweise befremdlich an: «Strikte Herabsetzung der der zu den Studien zugelassenen Mittelschüler» einerseits, «Massnahmen gegen das Doppelverdienertum, besserer Schutz akademischer Grade, Herabsetzung des pensionspflichtigen Alters bei öffentlichen Beamtungen» anderseits. Aus den Sektionen: Der spätere Bundesrat Hans-Peter Tschudi ist Präsident der Basler Studierendenschaft. Die Wahl eines sozialdemokratischen Präsidenten zeigt den (nicht nur in Basel) zunehmenden Widerstand gegen die rechtsextremen Tendenzen in der Studierendenschaft. |
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In Bern findet im Dezember 1936 die 17. VSS-Generalversammlung statt. Am sonntäglichen Bankett nimmt Bundesrat Motta höchstpersönlich teil. Der langjährige Aussenminister ist bereits seit Mitte der 1920er-Jahre Ehrenpräsident des VSS. |
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Mehrere Studierendenschaften beteiligen sich 1936, 1937 und 1938 an «Hochschulwochen für geistige Wehrbereitschaft» bzw. «für Landesverteidigung». Der VSS ist Mitglied der Schweizerischen Wehraktion. |
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Ein Anschlag am schwarzen Brett der Universität Berlin löst in den Schweizer Studierendenorganisationen einen Sturm der Entrüstung aus. Dieser informierte darüber, dass der deutsche Staat «einsatzbereiten» (d.h. politisch zuverlässigen) deutschen Studierenden bei einem Austauschsemester in der Schweiz zahlreiche Vergünstigungen und Privilegien gewährt. Die VSS-Generalversammlung beauftragt den Vorstand, beim eidgenössischen Aussendepartement zu intervenieren. Dieses wiegelt indes ab. | |
VSS nimmt an der Landesausstellung in Zürich teil. Er gestaltet im Hochschulpavillon eine Wand, welche die «Welt des Studenten» darstellt, und organisiert auch einen Tag des Schweizer Studenten. | |
Im Frühjahr 1940 sammelt der VSS in einer grossangelegten Aktion Geld zugunsten der kriegsnotleidenden Studierenden in Europa. Eine weitere Hilfsaktion gilt in Not geratenen norwegischen, luxemburgischen und holländischen Studierenden in Zürich. Weitere Spendensammlungen folgen während des Weltkriegs; 1942 ruft der VSS dafür die Schweizerische Hilfsaktion für Kriegsnotleidende Studenten ins Leben. Aus den Sektionen: Bei der Volksabstimmung über den obligatorischen militärischen Vorunterricht spricht sich die Basler Studentenschaft für ein Ja aus – die Empfehlung löst Diskussionen über die politische Neutralität aus. Gleichzeitig stimmen 90 Prozent der Zürcher Studierenden dafür, dass «Leibesübungen» für Studierende obligatorisch werden. |
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Der VSS tritt aus der Confédération internationale des étudiants (CIE) aus, die de facto bereits nicht mehr existiert. Stattdessen bemüht sich der VSS um bilaterale Beziehungen – so reist eine Delegation nach Finnland und Schweden. Der VSS sucht jedoch auch den Kontakt mit den faschistischen Studierendenorganisationen Deutschlands und Italiens. | |
In seinen öffentlichen Äusserungen verteidigt der VSS Staat und Gesellschaft der Schweiz. So hat sich die VSS-Generalversammlung bereits im Dezember 1941 von einem «antikommunistischen Manifest» des nationalsozialistischen Bundes nationalistischer Schweizer Studierenden distanziert, in dem dieser namens eines «Grossteils der Schweizer Studenten» eine noch stärkere Anpassung an die Achsenmächte gefordert hat. Im Oktober 1942 drückt die VSS-Generalversammlung der Schweizer Presse «in einem Augenblick, in dem sie Gegenstand ernster Angriff» ist, ihre Unterstützung aus. Aus den Sektionen: In Bern wird an der Gesellschaftstrasse 2 ein Studentenheim mit Mensa, Lesesaal sowie Arbeits- und Sitzungszimmer für die SUB eröffnet. Eine langjährige und für die Zwischenkriegszeit typische studentische Forderung wird erfüllt. |
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Der VSS ebenso wie viele seiner Mitglieder solidarisieren sich mit von den Nazis verfolgten Angehörigen der Universität Oslo. | |
Die Studierenden werden zu einem obligatorischen Landdienst aufgeboten, um bei der Ernte zu helfen. Der VSS ist kritisch. Es kommt zu einer medialen Polemik zwischen dem zuständigen Bundesamt und dem VSS. | |
Der Bundesrat lehnt die VSS-Forderung einer «Studienausfallversicherung» für wehrdienstleistende Studierende ab. Die Studierendenschaften protestieren flächendeckend, sie sehen das studentische Engagement im Aktivdienst nicht genügend gewürdigt | |
In der Nachkriegszeit stehen internationale Kontakte hoch im Kurs: Zusammen mit ausländischen Studierendenschaften vermittelt der VSS in sehr grossem Umfange Studierendenaustausche zwischen der Schweiz und fast allen Ländern Europas. | |
Der VSS ist sich unsicher, ob er sich der ein Jahr zuvor gegründeten International Union of Students (IUS) anschliessen soll: Im Juni 1947 genehmigen die Sektionen den Beitritt unter Vorbehalten. Bereits im August beschliesst der VSS jedoch, sich wieder zurückzuziehen, nachdem klar wird, wie stark der Einfluss kommunistischer Studierendenorganisationen in der IUS wirklich ist. | |
An der Generalversammlung im November 1948 wird erstmals seit der Gründungsvizepräsidentin Roséda wieder eine Frau in den engeren Vorstand gewählt: Charlotte Kissling, eine Jus-Studentin, wird die Aktuarin. Auch in den erweiterten Vorstand werden an dieser Versammlung zwei Frauen gewählt, nämlich als Verantwortliche des Amts für Studentenhilfe und des Pressediensts. Für den Pressedienst ist das keine Neuheit, denn bereits 1946 und 1947 wurde jeweils eine Studentin für dieses Amt gewählt. Bis eine Frau im VSS an der (alleinigen) Spitze steht, dauert es noch eine Weile: 1986 ist die ETH-Studentin Barbara Schulz VSS-Präsidentin. | |
Der VSS verlegt seine Dissertationszentrale an die Universität Freiburg. Die Dissertationszentrale bezweckt, eine vollständige Liste aller schweizerischer Dissertationen zu führen, damit dasselbe Thema nicht versehentlich doppelt gewählt wird. | |
Am 17. Juni 1950 reicht der VSS seinen Antrag für einen Stipendien- und Dahrlehensfonds für Studierende an Hoch- und Mittelschulen ein. Zugrunde liegt die Feststellung, dass die vergebenen Stipendien mit den steigenden Studierendenzahlen und der zunehmenden Verteuerung der Lebenskosten nicht mithalten. Der Vorschlag sieht vor, jährlich 1.2 Millionen Franken für Stipendien zur Verfügung zu stellen. Dabei sollen die Studierenden selber mit je 7 Franken pro Semester zum nationalen Stipendienfonds beitragen. | |
Wie im Vorjahr vom VSS beschlossen, beginnen die Studierendenschaften wieder eigene studentische Buchverkaufsstellen aufzubauen, nachdem Verträge mit dem Buchhändlerverband über den Studierendenrabatt scheiterten. Es handelt sich um einen Dauerkonflikt, der schon vor Gründung des VSS begann und bis in die 70er-Jahre andauern sollte. Aus den Sektionen: Einige Studierende brechen in die Redaktionsräumlichkeiten der offiziellen Zeitung der Genfer Studierendenschaft ein und drucken eine eigene Nummer um so geplante Artikel kommunistischer Studierender zu verhindern. In der Deutschschweiz wären solche Artikel von vornherein undenkbar gewesen. |
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Seit einigen Jahren treffen sich westliche Studierendenorganisationen, darunter auch der VSS, regelmässig zu eigenen Konferenzen (International Student Conference, ISC). Nun erhält die ISC auch ein eigenes Sekretariat. Ende 60er-Jahre geht die ISC unter, nachdem die Finanzierung durch die amerikanische CIA bekannt wird. | |
Die erste Ausgabe der presse universitaire romande erscheint. Sie soll als gemeinsame Studierendenzeitschrift die Einzelpublikationen der Westschweizer VSS-Sektionen ersetzen. |
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In Zürich findet von 20.–23. Oktober 1954 die 5. Internationale Studentenreisekonferenz (Travel Conference, TC) statt, organisiert vom Auslandamt des VSS. Über 70 Delegierte aus 17 Ländern treffen sich im Zunfthaus zum Rüden. Themen sind u.a. transatlantische Studentenflüge, eine internationale Studentenversicherung, die seit 1954 von der TC herausgegebene internationale Studierenden-Legitimationskarte sowie die Genehmigung einer (vom VSS erarbeiteten) Liste von «student hostels». | |
Zwei VSS-Funktionäre, darunter der Präsident, reisen nach Prag zur kommunistisch dominierten International Union of Students (IUS) und sorgen damit für einen Medienskandal. Der VSS distanziert sich, die Reise sei nicht abgesprochen gewesen. | |
Angesichts der Niederschlagung des ungarischen Aufstands organisieren der VSS und seine Mitglieder umfangreiche Hilfsaktionen, insbesondere zur Unterstützung geflüchteter Studierender. | |
Der VSS spricht sich nicht nur gegen die Repression kommunistischer Regierungen aus, sondern auch gegen jene rechter Diktaturen und europäischer Kolonialmächte: So solidarisiert er sich mit jenen südafrikanischen Studierenden, welche die «Rassentrennung» des Apartheid-Regimes ablehnen und erklärt der Vereinigung muslimischer Studierender Algeriens seine Sympathie, nachdem die französische Polizei deren Generalsekretär Mohammed Khemisty ohne Angabe eines Grundes verhaftet hat. | |
In den 50er- und 60er-Jahren prägt ein Dauerkonflikt zwischen West- und Deutschschweiz den VSS. Die französischsprachigen Sektionen waren den deutschschweizer Sektionen auf dem «Weg nach links» immer ein paar Jahre voraus. | |
Die VSS-Delegiertenversammlung lockert ihre Neutralität ein bisschen: Die Vertretung des VSS in der (prowestlichen) International Student Conference darf sich neu auch in «politischen Debatten» zu Wort melden. Jedoch sind die Delegationen nach wie vor gehalten, sich bei allen Resolutionen mit «politischem Charakter» zu enthalten. Aus den Sektionen: Die AGEPoly, die Studierendenorganisation der ETH Lausanne (damals noch EPUL), tritt dem VSS bei. |
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An der VSS-DV in Lugano kann die Spaltung des Verbandes zwischen Deutsch- und Westschweiz durch einen umfassenden Kompromiss verhindert werden. Wichtigstes Element: Der Geschäftssitz wird nach Bern verlegt. | |
Der Jahreskongress des VSS nimmt einstimmig eine Resolution zur allgemeine Orientierung der internationalen Politik des VSS an. Darin heisst es: «Der VSS anerkennt die Berechtigung der Kämpfe für nationale Unabhängigkeit und wirtschaftliche Befreiung. Dies […] beinhaltet eine Verurteilung des Totalitarismus in all seinen Formen, von denen der internationale Kommunismus, der Faschismus der Kolonialismus die offensichtlichsten Ausprägungen sind, ebenso wie der Ausbeutung von Völkern durch andere». | |
Gründung des Schweizerischen Studentenreisedienst (SSR) als selbständige Genossenschaft des VSS und mehrerer Studierendenschaften. Der SSR organisiert Reisen für Studierende, eine Aufgabe, die zuvor das Auslandamt des VSS ausgeführt hat. Aus den Sektionen: Die Action syndicale universitaire (ASU) übernimmt die Kontrolle der AGE Genf. Der «syndicalisme étudiant» versteht die Studierenden als Arbeitende und fordert ein gewerkschaftlichere Orientierung der Studierendenpolitik. Ab 1967 wird sich die ASU aus der AGE zurückziehen und der institutionellen Studierendenpolitik zunehmend kritisch gegenüber stehen. |
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Der VSS gibt seine Boykotthaltung gegenüber der kommunistisch geprägten International Union of Students (IUS) auf. Die Generalversammlung gibt dem VSS-Vorstand vielmehr den Auftrag, sicherzustellen, dass VSS-Vertreter*innen jeweils als Beobachter*innen an Veranstaltungen der IUS teilnehmen. | |
Der VSS publiziert anlässlich der Landesaustellung 64 eine Broschüre mit dem Titel Studenten, Universität, ihre Zukunft. Darin argumentiert er, ein massiver Ausbau der Hochschulen sei eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Die Hochschulen müssten sich dazu demokratisieren und für weitere Kreise öffnen. Die wichtigste Reserve an ungenutzter Intelligenz und Energie bildeten die Frauen. Bundesrat Tschudi (selber ehemaliger Studierendenfunktionär) lobt in seinem Geleitwort den „Geist positiver Aufbauarbeit“, den diese Broschüre auszeichne. Aus den Sektionen: Die Basler Studierendenschaft organisiert ein Protest-Pick-Nick für den Bau einer Mensa – neue politische Aktionsformen halten langsam Einzug. |
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Der VSS führt in St. Gallen die 1. Schweizer Studententheaterwochen durch. Dabei führen die studentischen Theatertruppen der Universitäten St. Gallen Freiburg, Zürich, Lausanne, Basel, Genf und Bern verschiedene Stücke auf. Aus den Sektionen: Fast 2000 Studierende demonstrieren in Freiburg für eine neue Mensa, mehr Wohnraum und gegen die allgemeine „hochschulpolitische Passivität“ der Kantonsregierung. Die Freiburger Studierendenschaft betont aber, die Aktion richte sich nicht gegen den «katholischen Charakter» ihrer Universität. |
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Der VSS fordert vom Bund 100 Millionen Soforthilfe für die Hochschulen. Der Aufruf steht im Kontext der «Bildungsexplosion» der 60er-Jahre, als die Studierendenzahlen stark steigen und sich die Universitäten in Richtung einer breiteren Mittelschicht öffnen. | |
VSS-Vorstand ist kein reines Ehrenamt mehr. Gemäss Beschluss der VSS-Generalversammlung werden vollamtliche Vorstandsmitglieder neu mit monatlich 900 Franken entschädigt, nebenamtliche mit monatlich 300 Franken. Heute wären dies teuerungsbereinigt (Jahresindex 2019) 2920 resp. 973 Franken. Finanziert wird die Reform durch eine Verdoppelung der Sektionsbeiträge. Aus den Sektionen: Die Studierendenschaft der Universität Zürich (SUZ) gerät durch die Verdoppelung der VSS-Beiträge in Schwierigkeiten – die Zürcher Studierenden lehnen es in einer Urabstimmung nämlich ab, dafür höhere Semesterbeiträge zu entrichten. |
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Der VSS organisiert im Januar ein Seminar zur Demokratisierung der Hochschule. Vertreter*innen der Hochschulen, der Parteien, der Industrie, der Behörden sowie Soziolog*innen und Pädagog*innen diskutieren die zentrale Frage, warum einkommensschwache Personen an den Hochschulen unterrepräsentiert sind und wie dieser Zustand behoben werden könnte. Aus den Sektionen: Bei einer Urabstimmung stimmen die Studierenden der Uni Zürich im Mai 1968 deutlich für den Verbleib der SUZ im VSS (1113 ja, 193 nein). |
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Im Juni 1969 kommt es zur Abstimmung über das neue ETH-Gesetz, gegen das der VSS und der VSETH im Vorjahr das Referendum ergriffen haben: das Referendum ist erfolgreich und neue ETH-Gesetz wird abgelehnt. Grund für das Referendum ist, dass das Gesetz keine studentische Mitbestimmung vorsieht. Aus den Sektionen: Unter anarchosyndikalistischem Einfluss beschliessen die Studierendenschaften von Genf und Lausanne ihre Selbstauflösung. Die Neuenburger Studierendenschaft FEN tritt ihrerseits aus dem VSS aus. Die französischsprachige Schweiz ist im VSS für mehr als ein Jahrzehnt nur noch durch die AGEPOLY (ETH Lausanne) sowie die zweisprachige AGEF aus Freiburg vertreten. |
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Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft für die akademische Berufs- und Studienberatung publiziert der VSS die Informationsschrift Schweizer Studienführer. Dieser verschafft Übersicht über die verschiedenen Hochschulen und Studiengänge. | |
Zwei VSS-Vertreter dringen in die Sitzung die Schweizerische Hochschulrektorenkonferenz ein, in der diese hinter verschlossenen Türen über Themen wie den Numerus Clausus oder die optimale Anzahl Studierender diskutiert. Der VSS-Vorstand kritisiert, dass die Entscheide gemäss den Bedürfnissen der Privatwirtschaft gefällt und dabei die «Mittel- und Grundschichten empfindlich [getroffen]» würden. Aus den Sektionen: Im Basler Studierendenparlament besteht eine linke Mehrheit, dominiert von der Studierendenorganisation der kommunistischen POB (POCH). Zwar hat es schon seit 1969 linke Vorstände gegeben, in der Legislative waren die Mehrheitsverhältnisse aber bisher unklar. Im selben Jahr stimmen die Basler Studierenden in einer Urabstimmung aber auch dafür, ihre Organisation solle weiter «politisch neutral» sein. |
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Der VSS reicht im Mai 1972 seine erste Stipendieninitiative ein. Sie fordert elternunabhängige, rückzahlbare Studienbeihilfen gemäss dem sogenannten «Lausanner Modell». Aus den Sektionen: Nun hat auch die Berner SUB erstmals einen explizit linken, marxistischen Vorstand. Im offiziellen Vorstandsprogramm steht: «Aus der theoretischen Einsicht in die Notwendigkeit der Errichtung des Sozialismus zur Befreiung des Menschen muss sich nun praktisches Handeln ergeben […].» |
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Die bürgerlich gebliebene Studierendenschaft St. Gallen tritt aus dem inzwischen klar linken VSS aus. Unmittelbarer Anlass ist eine Revision der VSS-Statuten. | |
Das Initiativkomitee zieht im Juni 1974 die erste Stipendieninitiative zurück. Der VSS-Delegiertenrat hat sich vorher knapp gegen einen Rückzug ausgesprochen, die meisten Studierendenschaften jedoch dafür. Es kommt somit zu keiner Volksabstimmung. Aus den Sektionen: Eskalationen überall. Die Studierendenschaft in Basel wird nach einem Gerichtsurteil aufgelöst. In Bern wird der SUB-Präsident wegen einer illegalen Demonstration von der Uni verwiesen. 1971 war bereits der VSETH-Präsident vom Studium ausgeschlossen worden. |
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Der Bund führt Vernehmlassungen zu einer geplanten grossangelegten Revisionen der Bildungsgesetzgebung durch. Die Stellungnahmen des VSS orientieren sich an fünf Zielen: 1. Berücksichtigung der Wechselwirkung der verschiedenen Elemente des Bildungssystems, 2. Tiefgreifende demokratische Strukturreformen, 3. Quantitativer Ausbau im Hochschulbereich, 4. Abschaffung des Bildungsföderalismus, 5. Beteiligung der inner- wie ausseruniversitären Öffentlichkeit an Planung, Entwicklung und Verwaltung der Hochschulen. | |
Anlässlich des Jahrestags der Befreiung Europas vom Faschismus organisieren Studierendenschaften in Europa einen Tag der Solidarität mit den chilenischen Studierenden. Auch der VSS und seine Mitglieder machen auf die massiven Repressionen aufmerksam, unter denen Studierende und Hochschulen im südamerikanischen Land seit dem Militärputsch von Augusto Pinochet leiden. Aus den Sektionen: Eine Ausgabe der Freiburger Studierendenzeitschrift spectrum zur «sexuellen Repression» empört bis hinauf in die Kantonsregierung. Die Existenz der Freiburger Studierendenschaft (AGEF) ist in Gefahr, letztlich werden aber nur die Gelder für das spectrum temporär gestrichen. |
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Der VSS organisiert gemeinsam mit den Vereinigten Deutschen Studentenschaften (VDS) während einer Woche in verschiedenen Schweizer Städten Veranstaltungen gegen die Berufsverbote in der Bundesrepublik Deutschland (Verbot der Beschäftigung von «Linksradikalen» im Staatsdienst). Er kritisiert dabei auch ähnliche Bestrebungen in der Schweiz. Aus den Sektionen: Der Zürcher Regierungsrat löst die Studierendenschaft der Universität Zürich (SUZ) auf. Im Hintergrund steht ein Telegramm, in dem sie 1975 der nordvietnamesischen Studierendenschaft anlässlich der Einnahme von Saigon gratuliert hat. Der VSS verliert somit seine traditionell stärkste Sektion. Der im folgenden Jahr gegründete Verband der Studierenden an der Universität Zürich (VSU; mit freiwilliger Mitgliedschaft) bildet keinen vollwertigen Ersatz. |
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Nach einem Streik treten der VSS und seine Mitglieder die SSR-Mehrheit an die Mitarbeitenden ab. Damit wird der SSR zum grössten selbstverwalteten Betrieb der Schweiz. 1998 wird der SSR dann privatisiert und die Aktienmehrheit geht an STA Travel über. | |
Der VSS und der Schweizerische Verband der Medizinstudierenden kritisieren den Entwurf des Bundes für eine Reform der ärztlichen Prüfungsbestimmungen. Ihrer Ansicht nach berücksichtigt die Reform die Allgemeinmedizin zu wenig. Der Bund habe die Gelegenheit verpasst, eine Antwort auf die Frage zu geben: «Welche Ärzt*inn*e*n brauchen wir?» | |
Der VSS organisiert ein umfassend angelegtes Seminar zur Studienreform. Kritisiert wird die kurzfristige Orientierung der aktuellen Hochschulpolitik, die Unterordnung der Bildung unter wirtschaftliche Interessen sowie die extreme Spezialisierung in der gegenwärtigen Wissenschaft. Gefordert wird eine breitere demokratische Kontrolle der Wissenschaft, Verzicht auf Selektion im Studium sowie mehr selbständiges und projektorientiertes Arbeiten in Gruppen, z.B. durch Tutorate. Aus den Sektionen: Ein paar Jungoffiziere versuchen unter dem Namen Wehrhafte Berner Studenten die SUB zu übernehmen. Sie scheitern spektakulär: Bei einer Wahlbeteiligung von über 40 % erreicht das linksalternative Lager ein Erdrutschsieg – die Bundesstadt wird endgültig zur Hochburg der studentischen Linken. |
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Der VSS gehört dem Initiativkomitee der Volksinitiative «für eine gesicherte Berufsbildung und Umschulung» an, die ansonsten hauptsächlich von der trotzkistischen Sozialistischen Arbeiterpartei getragen wird. Die Initiative verlangt ein «Recht auf vollwertige Berufsbildung». Staatliche Lehrwerkstätten sollen allen Jugendlichen, die keine Lehrstelle gefunden haben, eine dreijähre Berufsausbildung anbieten. Im Abstimmungskampf 1986 sieht sich der VSS dann allerdings bemerkenswerterweise «nicht mehr in der Lage, die Initiative zu unterstützen.» Die Initiative wird am 28. September 1986 mit über 80% Nein-Stimmen abgelehnt. | |
Die letzte Ausgabe von das konzept, einem gemeinsamen Projekt des VSS und der Zürcher Studierendenschaften, 1972 gegründet, erscheint. Aus dem Konzept entsteht die erfolgreiche linke Wochenzeitung WOZ, die aber nichts mehr mit dem VSS zu tun hat. Aus den Sektionen: Gründung der Fédération des associations d’étudiant-e‑s (FAE); die Universität Lausanne hat wieder eine Studierendenschaft. |
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Der VSS tritt dem ein Jahr vorher gegründeten West European Student Information Bureau (WESIB) als Vollmitglied bei. Aus dem WESIB hat sich die heutige European Students Union (ESU) entwickelt. |
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Seit anfangs Jahr übt Martin Schwander das neugeschaffene Amt des VSS-Generalsekretärs aus. Die Wahl des Mitglieds der Partei der Arbeit und ehemaligen Mitarbeiters der sowjetischen Nachrichtenagentur Nowosti sorgt für heftige Kritik bürgerlicher Studierender und antikommunistischer Kreise. In verschiedenen Zeitung erscheint ein Inserat, das u.a. behauptet, mit der Kreation des Generalsekretariats sei der VSS «nach dem Vorbild kommunistischer Parteien umgestaltet» worden. Aus den (Nicht-)Sektionen: Das Bundesgericht verbietet der St. Galler Studierendenschaft, dem Verband Schweizerischer Liberaler Studentenorganisationen (SLS) beizutreten. Der SLS und der mit ihm eng verbundene Dachverband Schweizerischer Studentenorganisationen (DSO) sind Versuche von Studentenverbindungen und bürgerlichen Studierendorganisationen, eine Konkurrenz zum «linken» VSS aufzubauen. Auch die Freiburger AGEF hat einen Beitritt in Erwägung gezogen – in ihrem Fall im Sinne einer «politisch ausgeglichenen» Doppelmitgliedschaft in VSS und DSO. |
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Sieg an der Urne: In einer Volksabstimmung im März 1985 sprechen sich die Schweizer Stimmberechtigten knapp gegen die Abschaffung der Bundessubventionen an die kantonalen Stipendien aus. Der VSS hat das sich zusammen mit anderen Jugendverbänden gegen die Abschaffung der Bundessubventionen eingesetzt und bereits angekündigt, im Falle einer Annahme dieses neuen Gesetzes das Referendum dagegen zu ergreifen. Aus den Sektionen: Im Kanton Bern wird der SUB zeitweise verboten, den VSS-Mitgliederbeitrag zu bezahlen, weil es dafür keine gesetzliche Grundlage gäbe. |
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Der VSS publiziert einen Autostopp-Wegweiser. Teilweise mit Hilfe lokaler Polizeistellen entstanden, weist die Broschüre auf geeignete Autostoppmöglichkeiten in den Schweizer Hochschulstädten hin und enthält weitere nützliche Informationen für Personen, welche Autostopp betreiben wollen (z.B. Adressen von Jugendherbergen). | |
Anfang März 1987 reicht der VSS eine Petition für die Weiterführung des verbilligten SBB-Streckenbillets für Studierende über 25 ein. Mit der Petition sollen parlamentarische Vorstösse von zwei Nationalräten unterstützt werden. | |
Der VSS präsentiert ein bewusst utopisches Konzept für ein emanzipatorisches Bildungswesen, von den Kinderkrippen bis zur Erwachsenenbildung. Es basiert auf dem Prinzip der Durchlässigkeit und dem Verzicht auf Selektion. | |
Nach dem Tianenmen-Massaker, der gewaltsamen Niederschlagung der studentisch geprägten chinesischen Demokratiebewegung, startet der VSS eine Petition und organisiert einen «Trauermarsch». | |
Der VSS organisiert im November 1990 eine Aktionswoche für mehr bezahlbaren Wohnraum für Studierende. Zum Abschluss der Aktionswoche wird eine Petition, die weitere 4’400 Wohnungen für Studierende fordert, mit über 10’000 Unterschriften eingereicht. Ebenfalls werden 500 Ziegelsteine als Symbol für den Wohnungsmangel Bundesrat Cotti, dem Vorsteher des Eidgenösssichen Departements des Inneren, zugeschickt. | |
Nachdem der VSS im Vorjahr seinen Namen zu Verband der Schweizerischen StudentInnenschaften geändert hat, findet vor dem Delegiertenrat neu eine Frauensession der weiblichen* Delegierten statt. Sie soll die Kategorie Geschlecht auch beim VSS sichtbar machen. Es geht darum, Erfahrungen zu spezifischen Themen auszutauschen, sich gegenseitig Mut zu machen oder auch Aktionen zu planen. Seit längerer Zeit existiert daneben schon eine Arbeitsgruppe Frauen. | |
Ein neues ETH-Gesetz tritt in Kraft. Die Mitbestimmung der Studierenden nimmt deutlich ab. Für das Referendum, welches der VSS, der VSETH und der Schweizerische Studentenverein (SchwStV), ein Dachverband von Studentenverbindungen, gemeinsam lanciert hatten, sind nicht genügend Unterschriften zusammen gekommen – anders als 1968/69. Aus den Sektionen: In der Freiburger Studierendenschaft gibt es seit Mitte der 1980er-Jahre massive Konflikte zwischen Linken und Bürgerlichen. Nun werden die Studierendenratswahlen aufgehoben, weil es zu diverser Unregelmässigkeiten (seitens verschiedener Gruppierungen) gekommen ist – die AGEF steht monatelang ohne Studierendenparlament da. Schliesslich beschliesst eine AGEF-Generalversammlung am 25. November 1992, ihre Studierendenschaft völlig neu zu organisieren, und zwar auf Basis der einzelnen Fachschaften. |
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Die 1991 lancierte zweite Stipendieninitiative des VSS scheitert mangels genügender Unterschriften. |
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Der VSS kämpft gegen verschiedene neoliberale Reformen. Am 12. Februar organisiert er, unterstützt von weiteren Jugendverbänden und Gewerkschaften, eine Demonstration unter dem Motto «Bildung und Arbeit für alle». Aus der Demonstration entsteht eine Plattform, die sich u.a. gegen die Revision des Arbeitslosenversicherungsgesetzes engagiert. Am 30. November 1994 folgt ein «nationaler Bildungstag», der sich v.a. gegen den Numerus Clausus richtet. Im Dezember tritt der VSS schliesslich aus Protest gegen die Einführung des Numerus Clausus aus der Schweizerischen Hochschulkonferenz (SHK) aus. |
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Die Arbeitsgruppe Solidarität des VSS organisiert eine Algerien-Kampagne. Es gibt eine Wanderausstellung, Veranstaltungen der einzelnen Sektionen und die Broschüre Algerien: Die Suche nach dem verlorenen Dialog. Mit Hilfe von Algerier*innen, die vor beiden Bürgerkriegsparteien geflüchtet sind, soll ein adäquateres Bild im Vergleich zu den «erschreckend einseitigen Informationen in den regulären Medien» gezeigt werden. |
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Der VSS befasst sich mit dem Thema Studieren mit Behinderung: einerseits mit der Schrift Behinderte Studierende in der Schweiz, andererseits mit einer Ausstellung an verschiedenen Universitäten, die von einer Petition begleitet wird, welche die Einrichtung einer Beratungsstelle für behinderte Studierende an allen Universitäten und ETH fordert. Aus den Sektionen: Gründung der studentischen Körperschaft der Universität Basel (skuba). Die Universität Basel hat wieder eine öffentlich-rechtlich organisierte Studierendenschaft, welche auch dem VSS angehört. |
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Der VSS organisiert zusammen mit dem europäischen Dachverband der Studierenden ein Kolloquium zu Frauenstudien in Europa. Zwei Jahre später, 1999, gibt der VSS darüber das Handbuch Neugierig auf Gender Studies heraus. Aus den Sektionen: An der Universität Lausanne streiken die Studierenden gegen Sparmassnahmen. |
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Zusammen mit seinen Sektionen und einigen anderen Studierendenorganisationen führt der VSS im Januar 1998 eine «Aktionswoche gegen die Verschlechterung der Studienbedingungen» durch. Zum Abschluss der Woche stellt der VSS seine Resolution zum Thema vor. Darin lehnt der VSS die Erhöhung von Studiengebühren, eine Studienzeitbeschränkung sowie den Numerus Clausus ab. Ausserdem kritisiert er Vorhaben des Bunds, mit dem neuen Universitätsförderungsgesetz (von 2000 bis Ende 2014 in Kraft) fortan mehr Projektfinanzierung anstelle von Direktzahlungen zu tätigen. Aus den Sektionen: Der VSETH tritt nach fast 80 Jahren Mitgliedschaft aus dem VSS aus. Der knappe Entscheid des VSETH-Mitgliederrat fällt um 00.30 Uhr in «stark aufgeheizter und offenbar auch alkoholisierter Stimmung». Begründet wird der Austritt mit ideologischen Differenzen. |
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Am 19. Juni 1999 unterzeichnen Vertreter*innen von 29 europäischen Ländern, darunter der Schweizer Staatssekretär Charles Kleiber, in der Aula Magna der Universität Bologna eine gemeinsame Erklärung. Um «einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum» zu schaffen, soll u.a. das zweistufiges Studiensystem mit Bachelor und Master sowie ein Leistungspunktesystem (nach dem ECTS-Modell) eingeführt werden. Der VSS stellt sich in der Folge gegen die «Bologna-Reform». Die Idee der internationalen Kooperation und Koordination erachtet er hingegen auch ausserhalb dieser als sinnvoll. |
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Der VSS nimmt Stellung zu «neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (NIKT)». Das Zauberwort laute «Zusatz statt Ersatz». Es dürfe nicht dazu kommen, dass die NIKT als Obligatorien eingeführt werden. Erst recht lehnt der VSS rein virtuelle Studiengänge oder Universitäten ab. Hingegen böten die NIKT Chancen für Studierende mit Betreuungspflichten, in Arbeitsverhältnissen und mit Behinderungen. Die Hochschulen sollten die wesentlichen Lehrveranstaltungen deshalb zusätzlich virtuell konzipieren. | |
Der VSS organisiert eine Petition für eine möglichst baldige Aufnahme der Schweiz ins Erasmus-Programm der europäischen Union. Dadurch strebt der VSS eine vereinfachte und verbesserte Mobilität der Studierenden in Europa an. Die Petition wird im Juni 2001 Bundesrat Deiss mit über 4500 Unterschriften übergeben. | |
Der VSS blockiert die Sitzung der Schweizerischen Universitätskonferenz (SUK) vom 4. April 2002 zu den Richtlinien zu Bologna und sichert so, dass der Master Regelabschluss wird. Aus den Nicht-Sektionen: Die Studierendenschaften der Universität St. Gallen sowie der beiden ETH gründen den Verband der Schweizerischen Hochschulstudierendenschaften (VSH) als «weniger linke» Konkurrenzorganisation zum VSS. |
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Zwischen November 2002 und März 2003 führt der VSS an verschiedenen Hochschulstandorten eine Informationsausstellung zum Allgemeinen Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen (General Agreement on Trade in Services, GATS) durch. GATS regelt den internationalen Handel mit Dienstleistungen und strebt in diesem Bereich mehr Liberalisierung an, wogegen sich der VSS positioniert. Mit der Wanderausstellung bezweckt der VSS, den Studierenden die Auswirkungen der GATS im Bildungsbereich zu präsentieren und die ablehnende Position des VSS zu begründen. |
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Der VSS empfiehlt ein Nein zum neuen Finanzausgleich zwischen Bund und Kantonen (NFA). Die Argumente dagegen sind, dass die Bundesbeiträge an die kantonalen Stipendien nicht mehr vom tatsächlichen Betrag abhängen, sondern pauschal ausgerichtet werden. Zudem sinken die Bundesbeiträge auch betragsmässig. Der NFA wird in der Volksabstimmung im November 2004 dennoch angenommen. | |
Der Verband der Studierenden der Berner Fachhochschulen (VSBFH) tritt als zweiter FH-Verband dem VSS bei. Bereits 2002 war der Studierendenverband der Zürcher Fachhochschule (VSZFH) aufgenommen worden. | |
Im Januar 2006 wird der Bericht über die Soziale Lage der Studierenden in der Schweiz des Bundesamts für Statistik (BfS) vorgestellt. Der VSS hat während Jahren für eine neue Sozialerhebung über Studierende lobbyiert und dann auch aktiv mitgewirkt. Die Zusammenarbeit zwischen dem VSS und dem BfS besteht seit vielen Jahren. Bereits in den 50er-Jahren konnte der VSS die Erhebungen des BfS mit einem Fragebogen ergänzen, der sich an Werkstudierende und Stipendienbeziehende richtete. | |
Vertreter*innen des VSS stören die Rede des österreichischen Bundeskanzlers Alfred Gusenbauer im Februar 2007 an der ETH Zürich. Grund: Gusenbauer hat entgegen seiner Versprechen die Studiengebühren in Österreich nicht abgeschafft. | |
An der Herbst-Delegiertenversammlung im Oktober treten die AGEPoly und der VSETH dem VSS wieder bei. Der Verband der Schweizerischen Hochschulstudierendenschaften (VSH) löst sich darauf per 10. November auf, der VSS ist somit erneut einzige schweizweite Studierendenvertretung. | |
In mehreren Universitäten der Deutschschweiz besetzen Studierende Hörsäle, um gegen die Ökonomisierung des Studiums und die Folgen der Bologna-Reform zu protestieren. Die Aktionen werden allerdings grösstenteils unabhängig von den offiziellen Studierendenschaften organisiert. | |
Am 20. Juli 2010 lanciert der VSS nach 1970 und 1991 seine dritte eidgenössische Volksinitiative zu Stipendien. Das Ziel dieser Stipendieninitiative ist die Harmonisierung der 26 kantonalen Stipendiensysteme, um die grossen kantonalen Unterschiede bei der Stipendienvergabe zu begleichen. | |
Der Zürcher Kantonsrat stimmt der Wiedereinführung einer verfassten Studierendenschaft zu; im darauffolgenden Jahr wird der VSUZH gegründet. Nach 35 Jahren gibt es somit auch in Zürich wieder eine öffentlich-rechtliche Körperschaft. Der VSS hat den Gründungsprozess von Anfang an aktiv unterstützt. | |
Der VSS kann am 20. Januar 2012 die Stipendieninitiative mit über 117’000 Unterschriften einreichen. |
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Zwischen 2013 und 2016 führt der VSS das Projekt Struktureller Auf- und Ausbau studentischer Partizipation an den Schweizer Fachhochschulen durch. Das Projekte hat zum Ziel, die studentische Partizipation an den sieben öffentlichen Fachhochschulen zu fördern. Im Rahmen des Projekts wird u.a. über Mitwirkungsstandards an Fachhochschulen diskutiert, die schlussendlich im Sommer 2015 in einer erfolgreichen Broschüre veröffentlicht werden. |
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Nachdem am 9. Februar 2014 das Schweizer Stimmvolk die Masseneinwanderungsinitiative angenommen hat, wird die Schweiz von der Europäischen Union aus dem europäischen Mobilitätsprogramm Erasmus+ und aus dem europäischen Forschungsprogramm Horizon 2020 ausgeschlossen. In Protest darauf beerdigen die Studierenden am 20. Februar 2014 auf dem Bundesplatz Erasmus und Horizon 2020 symbolisch. |
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Am 14. Juni 2015 kommt es zur Abstimmung über die Stipendieninitiative. Stimmvolk und Stände lehnen sie ab, womit der indirekte Gegenvorschlag des Parlaments in Kraft tritt. Der indirekte Gegenvorschlag fördert die Harmonisierung der kantonalen Stipendienwesen insofern, als dass nur noch Kantone, die gewisse Standards des interkantonalen Stipendienkonkordat umsetzen, Bundesgelder für Stipendien erhalten. Aus den Sektionen: Mitte der 2010er-Jahre, besonders nach der Ablehnung der Stipendieninitiative, diskutieren verschiedene Studierendenorganisationen über einen VSS-Austritt. Die Bestrebungen gehen meist von bürgerlich orientierten oder unpolitischen Studierendenvertretenden aus. Die Studierenden der Universitäten von Basel (skuba) und Lausanne (FAE) sprechen sich in Referendumsabstimmung für einen Verbleib im VSS aus. Die AGEPoly und die Studierendenorganisation der Universität Luzern (SOL) verlassen den Verband dagegen ohne Urabstimmung, wobei die SOL bereits 2019 wieder zum VSS zurückkehrt. Speziell ist die Situation in der AGEF: Der VSS-Austritt wird dort von der AGEF-internen Rekurskommission angeordnet (aufgrund einer juristisch unhaltbaren Interpretation früherer Studierendenratsbeschlüsse). |
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Zusammen mit dem Schweizer Verband Studentischer Organisation für Nachhaltigkeit (VSN) veröffentlicht der VSS am 7. März die Forderungen für mehr Nachhaltigkeit an den Hochschulen. Die Forderungen reichen dabei von der Nachhaltigkeit in der Lehre und in der Forschung über die Förderung studentischer Projekte zur Nachhaltigkeit bis hin zur Betriebsführung der Hochschulen. Letzteres betrifft u.a. die Investitionen und die Partnerschaften der Hochschulen – ein Thema, bei dem sich der VSS zusammen mit dem VSN und fossil-free für Geldanlagen in ökologischen und ethischen Projekten engagierte. |
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Zu Beginn des Jahres wurde die Schweiz wieder vollständig an das europäische Forschungsprogramm Horizon 2020 assoziiert. Um sich auch für die Assoziierung ans Mobilitätsprogramm Erasmus+ einzusetzen, führt der VSS am 11. April 2017 einen Aktionstag durch. Verschiedene Sektionen organisieren an ihren Hochschulen Aktionen, um die Studierenden und die anderen Hochschulangehörigen über die Situation von Erasmus+ und dessen Vorteile zu informieren. Gleichzeitig wird mit anderen Jugendverbänden eine Petition für die Assoziierung an Erasmus+ lanciert. 2020 wird eine weitere Petition mit dem gleichen Ziel folgen. |
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Das VSS-Projekt Perspektiven – Studium, das sich seit Ende 2015 für den Hochschulzugang von geflüchteten Studierenden einsetzt, lanciert im Februar 2018 die Informationswebseite perspektiven-studium.ch. Die Seite richtet sich an Geflüchtete, die in der Schweiz ihr Studium aufnehmen oder fortführen möchten, ebenso wie an Personen, die Geflüchtete auf ihrem Weg an die Hochschulen unterstützen. Sie informiert über die verschiedenen Hochschulen, die Zulassung und die lokalen Mentoring-Projekte. | |
An der Frühlings-Delegiertenversammlung tritt der Verband der Studierendenorganisationen der Pädagogischen Hochschulen der Schweiz (VSPHS) per 1. Juli 2019 dem VSS bei. Damit sind alle drei Hochschultypen im VSS vertreten. | |
Der VSS feiert sein 100-jähriges Jubiläum. Die meisten geplanten Veranstaltungen müssen jedoch wegen der Covid-19-Pandemie abgesagt werden. | |
Die Chronik wurde im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums von Julian Marbach und Gabriela Lüthi verfasst. Die verwendeten Quellen sind in folgendem PDF aufgeführt. |